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VERÖFFENTLICHT AM 24.01.2021 |
Wie kann eine Raupe helfen Plastikmüll zu reduzieren?
Plastik ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Während auf dem Pazifik Inseln aus großen Plastikmüllteilen treiben, die das Ausmaß von Mitteleuropa besitzen, finden sich kleinste Mikroplastikpartikel inzwischen nicht nur in der Luft und dem arktischen Eis, sondern sogar in menschlichen Fäkalien. Plastik ist einfach überall! Das Problem ist, dass Plastik kostengünstig produziert und vielfältig einsetzbar ist, aber nur sehr sehr langsam zerfällt. Und selbst dann bleibt es in Form von kleinsten Partikeln als Mikroplastik erhalten.
Im Jahr 2017 veröffentlichten Forscher aus England und Spanien in der Fachzeitschrift „Current Biology“ die hoffnungsvolle Entdeckung einer plastikfressenden Raupe. Die Raupen der Großen Wachsmotte ernähren sich normalerweise von Bienenwaben, denn die Art lebt parasitisch und zerstört dabei die befallenen Insektenvölker. Wissenschaftler fanden allerdings heraus, dass die Raupen auch Plastik fressen. Offenbar sind sie in der Lage Polyethylen (PE), einen der am häufigsten verwendeten Kunststoffe, abzubauen.
Weil PE als biologisch nicht abbaubar gilt, staunten die Wissenschaftler nicht schlecht, als sie feststellten, dass die kleinen Raupen innerhalb von nur 40 Minuten sichtbare Löcher in Plastiktüten fressen. Bei genaueren Untersuchungen stellten sie fest, dass einhundert Raupen in zwölf Stunden etwa 92 Milligramm PE zersetzten.
Dabei war es zunächst ein Zufallsfund. Für einen Transport wurden die Raupen, die eigentlich wegen ihrer parasitären Lebensweise untersucht werden sollten, in einer Tüte verpackt, aus der sie sich in Windeseile befreiten. Damit hatten die Wissenschaftler nicht gerechnet und begannen mit genaueren Tests.
Die Begeisterung für die Entdeckung war groß und es wurden direkt Bilder gesponnen, wie riesige und sich windende Raupenlavinen die Müllberge der Menschen verspeisen. Doch so einfach scheint es leider nicht zu sein. Neuste Untersuchungen aus dem Jahr 2020 konnten zeigen, dass ein Großteil des gefressenen PE gar nicht umgesetzt, sondern nur sehr fein zerkleinert und wieder ausgeschieden wird. Potential zur Müllreduzierung haben die Raupen trotzdem, doch scheinbar ein geringeres, als zunächst erhofft.